Im Umkreis von Halle existiert eine ganze Reihe von besonderen Quellen. Neben den wirtschaftlich ausgebeuteten Salzquellen am heutigen Hallmarkt, in Artern, Bad Kösen oder Bad Dürrenberg gab es die Solequellen in Giebichenstein, die Gesundbrunnenquelle südlich der Altstadt Halles, die Mineralquellen in Bad Lauchstädt oder auch die Kur-Badeanstalt Johann Christian Reils. Das daraus entstehende Kurwesen lockte Könige und Geistesgrößen an, so dass zu Reil Johann Wolfgang v. Goethe und Wilhelm Grimm, ins Solbad Wittekind Friedrich Nietzsche und König Friedrich Wilhelm IV. und nach Bad Lauchstädt Friedrich Schiller und die sächsisch-polnischen Könige kamen. In dieser enormen Konkurrenzsitutation hatten mehrere andere Orte das Nachsehen. Zum einen gelang es in Weißenfels nicht, ein eigenes Kurwesen aufzubauen, zum anderen war das kleine Bad Neuragoczy in einer mißlichen Lage. Es besaß nachweislich gute Quellen, aber scheinbar aus Eigennutz wurden diese in Halle angefeindet.
Der Wundarzt Wilhelm Hermann Runde und der Chemiker Richard Felix Marchand begründeten in den Jahren 1847 bis 1851 einen kleinen Kurort in der Nähe der Wüstung Roitzsch, die sich mit dem Flurnamen Rotzschmark und Roitzsch-Werder im Gedächtnis erhalten hatte. Dies und die bekannteste Quelle der Zeit, die Rákóczi-Quelle in Bad Kissingen (bald Ragoczy geschrieben), veranlassten Runde zur Wahl des Namens "Neu-Ragoczy". Zeitgleich war das Solbad Wittekind entstanden und genoß einen guten Ruf, erhielt malerische Fachwerkhäuschen vom Hofbauarchitekten Stüler und da die Universitätsärzte dort als Badeärzte angestellt werden konnten, verwundert es wenig, dass sie der Giebichensteiner Quelle entsprechend gute Zeugnisse ausstellten. Unverständlich wir der Streit der Kurbäder besonders dann, wenn man bedenkt, dass die Heilwässer von Neu-Ragoczy sich vor allem durch ihren Brom- und Eisengehalt auszeichneten, also etwas anders geartet waren als die der örtlichen Konkurrenz. Der in Salzmünde wirkende Hubert Grouven (1866) schrieb zu Neu-Ragoczy „Diese Quelle und jene in Wittekind haben im Vergleich mit anderen Soolen nur einen geringen Gehalt an festen Bestandtheilen, und lassen auf einen längeren unterirdischen Lauf aus dem Bereiche eine Steinsalzlagers schließen; zufließende wilde Gewässer vermindern wahrscheinlich ihren ursprünglich größeren Gehalt an anderen ihre Heilkraft bedingenden Mineralien.“ In der Deutschen Bade-Zeitung erschien im Jahr 1871 eine Kritik, in der große Verwunderung darüber zum Ausdrück gebracht wurde, dass diese wirksame Quelle so wenig bekannt sei.
Darauf und auf „im Finstern schleichende im Dienste der Selbstsucht stehende Lüge“ und Verleumdung besonders eines halleschen Arztes verwies zwei Jahrzehnte später Dr. Steinbrück, wohl einer der Nachfolger Rundes, in einer Art Richtigstellung, die sich aber eher wie eine Abrechnung liest, in einem halleschen Stadtführer. Dort wird auch behauptet, dass der hallesche Arzt, der namentlich nicht genannt wird, ein großangelegtes Villen-Bauprojekt Riebecks am Rand der Dölauer Heide verhinderte und auch sonst alles tun würde, um den Erfolg der Heilquelle zu hintertreiben, Trotz all der Hindernisse war Neu-Ragoczy aber kein Fehlschlag und stand sogar den Ersten Weltkrieg durch. Man errichtete ein Gasthaus und weitere Gebäude, doch im Jahr 1920 musste es endgültig schließen. Ähnlich wie in Bad Lauchstädt ging man zur Abfüllung von Mineralwasser über. Diese nutzte den Namen in wieder anderer Form und wurde unter dem Namen "Neura" vertrieben. Die anderen Gebäude wurden zur Wochenendattraktion, wie die Mitteldeutsche Zeitung am 12. Juli 2010 unter dem Titel Lohntüten-Ball in Neuragoczy berichtete. Dort war auch zu lesen, dass die hohe Nitratbelastung des Wassers im Jahr 1988 zur Einstellung des Vertriebs führte und auch nach 1990 nicht wieder belebt werden konnte.
Das Kurhaus, wichtigster Zeuge der kurzen Blüte Neu-Ragoczys, war zum Wohnhaus geworden und wurde im Jahr 2015 bei einem schweren Sturm beschädigt. Die Fotos zeigen das Bauwerk vor diesen Beschädigungen. Aus den Ausführungen bei Knauth (1853) kann man schlussfolgern, dass das Haus früher eine Veranda besaß. In Halle-Dölau ist eine Straße nach dem Nachbarort benannt, der zu Salzmünde gehörte, obwohl er sich zwischen Schiepzig und Lettin befindet.