Wenn man liest, dass es in Mecklenburg-Vorpommern über 2.000 Schlösser existieren, dann erklärt sich das daraus, dass jedes Herrenhaus als Schloss bezeichnet wird. Diese Tendenz gibt es auch in Sachsen-Anhalt, wo viele dörfliche Herrensitze im Zuge der Industrialisierung und Agrarmodernisierung im Stil von Schlössern erneuert wurden. Die wahren Adelssitze des Mittelalters sind hingegen weitgehend in Vergessenheit geraten. Besonders gut kann man das im benachbarten Teutschenthal sehen, wo die Würdenburg über Jahrhunderte Sitze derer v. Trotha war, man unter dem Schloss aber die Villa des Großindustriellen Carl Wentzel versteht.
Obwohl auch Köchstedt ein weit über 1.000 Jahre alter Ort ist, handelt es sich beim Schloss Köchstedt (wie so oft) um einen Gutshof, dessen Wohngebäude um 1900 optisch zu einem Landschloss aufgewertet wurde. Durch solche Umgestaltungen sticht das Gebäude von den anderen ab, so dass sich im Volksmund schnell die Bezeichnung als Schloss einbürgert, die sich heute auch in dem Straßennamen (siehe Fotos) widerspiegelt. Während das Bauwerk vor einigen Jahren noch gut sichtbar war, ist es durch den verwilderten Schlosspark und die Bäume vor der gen Osten gerichteten Hauptfassade im Sommer fast unsichtbar.
Versuche das Schloss aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken, sind immer wieder gescheitert. Zwar gibt es immer wieder mal Pächter, doch die machen nur durch den Verkauf von dubiosen Grafentiteln und den 2008 publik gewordenen Plan auf sich aufmerksam, das Schloss an einen islamischen Verein als Begegnungsstätte weiterzugeben, der Hundertausende Euro investieren wolle. Der Besitzer des Schlosses hat sihc von solchen Wolkenschlössern stets distanziert. Eine ersthafte Rettung des reizvollen Gebäudes mit dem Treppenturm rückt daher immer wieder in weite Ferne.
Die einstige Schönheit des Gebäudes - insbesondere aber die komplexe Dachgestalt mit verschiedenen Gaubentypen, drei Schweifgiebeln und einer vielgestaltigen Turmhaube - kann man in dem Bildband Teutschenthal in alten Ansichten von Margarete Gerlach (1997) sehen. Demnach wurde es in den Jahren 1906 bis 1907 im Auftrag des damaligen Besitzers Hans Ernst Koch errichtet.