Die Eselswiese östlich der Altstadt von Querfurt ist ein historisch besonders wichtiger Ort innerhalb Querfurts. Bereits im neunten Jahrhundert befand sich hier ein Dorf namens Esenstedt, das archäologisch weit in der Zeit zurückzureichen scheint. Dieses Dorf besaß eine Mühle, die sogenannte Teufels- oder auch Wiesenmühle und eine Kapelle. Die Sage berichtet, dass der Esel des heiligen Brun auf dem Weg zur Missionierung der Prußen hier am Donnerstage nach Ostern im Jahr 1006 stockte, was man als schlechtes Zeichen deutete, so dass Brun umkehrte und seinen Plan überdachte, es dann aber als Versuchung des Teufels erkannte und dennoch aufbrach. Allerdings überlebte Brun diese Missionsreise nicht und daher wurde dieser Ort besonders kultisch verehrt. König Boleslav erwarb wie schon zuvor beim heiligen Adalbert einen Teil des Toten und 1038 wurden diese Gebeine als Reliquien nach Böhmen entführt. Später gelangten sie an die Edelherren von Querfurt, welche diese zunächst im Schloss aufbewahrten. Wegen der aufkommenden Wallfahrt stifteten sie dann aber recht bald eine eigene, dem heiligen Brun geweihte Kapelle und brachten die verehrten Teile des Märtyrers dorthin.
Mit dem Aufkommen des Ablasshandels nahm diese Wallfahrt stark zu und so entwickelte sich daraus ein Jahrmarkt mit starkem Bezug zu dem Heiligen, auf dem zum Beispiel tönerne Figuren der Szene verkauft wurden. Der Ort Esenstedt fiel später wüst, seine Bewohner zogen vermutlich in den Schutz der Stadt, doch der Jahrmarkt blieb bestehen und wurde zur festen Institution, die Festwiese zur „Eselswiese“. Jedes Jahr nach Ostern fand dieser Jahrmarkt statt, auch nachdem die evangelische die katholische Glaubensauslegung abgelöst hatte. Caspar Schneider berichtet uns im Jahr 1654 davon und nennt das Bauwerk „eine Kirche oder große Capella“.
Als das Gebiet nun an Sachsen fiel, nahm auch der Herzog Christian regelmäßig an dem Fest teil, und ließ dafür im Jahr 1721 die Kapelle St. Bruno zu einer Unterkunft umbauen, so dass er hier auch übernachten konnte. Das Obergeschoss des Wiesenhauses diente als Festsaal, der Unterbau als Marktschänke. Julius Bernhard v. Rohr berichtet uns im Jahr 1748 von diesem Umbau und beruft sich dabei auf eine eigens dazu erschienene Veröffentlichung namens Bruno, Apostolus oder des Römischen Apostels in Preussen Brunonis, Leben, Tod und Verehrung nach dem Tode, wie auch der bey seiner Capelle und Wallfahrt auf der Eselswiese vor Querfurt entstandene Oster-Marckt von v. Büttner. Diese Behauptung hat Reinhard Schmitt mit baugeschichtlichen Untersuchungen nachgewiesen und dabei insbesondere auf das gotische Westfenster verwiesen, das in der Tat einen Vorgängerbau belegt und zugleich aufzeigt, dass die Kapelle im Spätmittelalter ausgebaut wurde, was auch aus den Worten Caspar Schneiders zu erahnen ist. Wie bei allen sagenhaften Entstehungen ist hier aber große Vorsicht angebracht: schon der Erwerb des Ermordeten erinnert an übliche Erzählmuster, wenngleich man einräumen muss, dass Adalbert auch einer der drei Biographen Bruns war, also ein starkes Interesse an ihm hatte. Noch stärker muss die Bezeichnung der Eselswiese auffallen, deren Name genauso gut von dem dort befindlichen Ort stammen kann, dessen Ortsname sich allerdings im Laufe der Jahrhunderte stark verformte, so dass aus dem Gisunstat des neunten Jahrhunderts über die Verwendung als Personenname im Hochmittelalter (1205 Isinstede, 1328 Hesenstede) erst im 16. Jahrhundert daraus Eselstedte / Eselstet wurde. Schließlich merkt das Denkmalverzeichnis an. dass die Baubefunde verdeutlichen, dass die Kapelle erst im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden ist und dass die Kapelle erst nach der Wüstfallung des Dorfes, also im späten 14. Jahrhundert zur Wallfahrtskapelle umfunktioniert wurde.
Später, wohl im 19. Jahrhundert, entstand neben dem Wiesenhaus ein Saal-Anbau, an dessen Südseite man noch die Losung „Vorwärts zum Aufbau des Sozialismus“ erahnen kann. Im Jahr 1957 wurde die uralte Tradition beerdigt, Wiederbelebungsversuche sind bisher gescheitert. Das Gebäude dient nun Wohnzwecken.