Eines der größten deutschen Straßenbauprojekte des 19. Jahrhunderts war der Bau einer Chaussee von Berlin über Halle nach Kassel, den man noch vor dem französischen Überfall begann, selbst in der französischen Zeit fortsetzte und erst etliche Jahre nach ihrem Abzug vollendete. Entlang dieser Straße finden sich zahlreiche Zeugnisse der Zeit, zu denen unter anderem das Chausseehaus in Nietleben, der Meilenstein von Langenbogen und der Viertelmeilenstein von Höhnstedt zählen. Zu diesen Objekten gehört auch ein Chausseehaus, das sich zwischen Bennstedt und Langenbogen erhalten hat.
Nun sollte man meinen, dass dieses zu einem der beiden Orte gehörte, zumal hier Ende des 19. Jahrhunderts der Bahnhof Bennstedt entstand, der zum einen die Nebenbahn von Teutschenthal nach Salzmünde bediente und an dem zum anderen eine abzweigende Bahnstrecke zur Zuckerfabrik nach Langenbogen führte, doch in den statistischen Auflistungen des preußischen Staates, in denen solche „Nebenwohnplätze“ häufig extra berücksichtigt werden, führt man es zu recht unter dem dritten Ort in der Nähe: Köchstedt. Schaut man nämlich auf eine Karte mit eingetragenen Grenzen, dann sieht man, dass sich nördlich der Straße die Flur von Köllme, heute bebaut mit dem Gewerbegebiet Zappendorf, befand, und südlich die von Köchstedt, das mittlerweile durch die Bundesstraße 80, die die Chaussee in den 1960er Jahren ablöste, etwas von diesem nördlichen Bereich der Flur abgetrennt ist.
Ein solcher preußischer Bericht ist das Mammutwerk Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung aus dem Jahr 1873. In diesem lesen wir, dass im Jahr 1871 elf Menschen in dem Gebäude lebten. Vergleicht man das mit anderen Chausseehäusern in der Nähe, dann ist das ein durchaus typischer Wert für die Fernstraße, denn in Lüttchendorf waren es beispielsweise neun. In anderen Chausseehäusern, die an nicht so stark frequentierten Straßen standen, waren es deutlich weniger, teils sogar nur zwei oder drei. Das war sicher auch davon abhängig, ob das Gebäude zusätzlich noch als Zollhaus fungierte oder ob es lediglich einem Chausseewächter Unterkunft bot. Durch die komplizierte Baugeschichte der Straße kann vorerst nur festgestellt werden, dass es frühestens im Jahr 1809 entstanden ist, also in dem Jahr, in dem man den Abschnitt Halle-Langenbogen beendete. Das Gebäude dient heute als Wohnhaus.