Wie ein Rapunzelturm steht der Wasserturm des Schlosses Teutschenthal allein auf der Hangkante und erweckt durch seine Gestalt verschiedenste Assoziationen. Aus der Ferne mag er so wirken, als befände sich hier oben eine Burg, aus der Nähe erinnert er durch seinen Treppenturm eher an einen Aussichtsturm. Zwischen Saale und Harz finden sich aber gleich mehrfach Wassertürme, die so gestaltet sind wie Bergfriede. In Zscheiplitz könnte man immerhin auf die einstige Existenz einer Burg im Ort verweisen, dort – wie auch in Gleina – erbaute man einen Wasserturm in der Gestalt des runden Bergfriedes der Burg Saaleck.
Dass es sich im Fall von Teutschenthal aber nicht um einen umgenutzten alten Turm handelt, wie es etwa bei der Merseburger Ruine der Kirche St. Sixti der Fall war, bei der man den Kirchturm zum Wasserturm umbaute, erkennt man schon an der sehr sauberen Fugung, die das jüngere Alter verrät. Auffällig ist auch seine Gestaltung als Doppelturm, die bei einem Bergfried eigentlich unnötig wäre, da bei diesen der Treppenaufgang innen ist. Er ist also ein Werk des Historismus und Teil der Idee, selbst mit einem Funktionsbau der Landschaft etwas zu geben, dass sich die Menschen in ihren Märchen und Sagen ausgemalt haben. Er garantierte laut dem Denkmalverzeichnis die Versorgung des hochgelegenen Schlossparks und seiner Anlagen mit Wasser sowie des Schlosses und der Gärtnerei.
Erbaut wurde der Turm laut Margarete Gerlach (Teutschenthal in alten Ansichten, 1997) in den Jahren 1918 bis 1923. Bei einer Höhe von zirka 20 Metern ist der Hochbehälter 5 Meter hoch und 6 Meter breit und hat ein Fassungsvermögen von 140 Kubikmetern. Aus einem Brunnen in der Feldstraße pumpt der Turm das Wasser in die Höhe. Im Innern führen 90 Steinstufen empor, so dass der Turm auch als Aussichtspunkt für die Jäger genutzt wurde.