Der Dramatiker, Erzähler, Essayist und Übersetzer Johannes Schlaf (1862-1941) wurde als Kaufmannssohn in Querfurt geboren, studierte dann aber in Halle und Berlin Altphilologie und Germanistik. Gemeinsam mit Arno Holz schuf er ab 1887 in Berlin-Pankow die ersten literarischen Werke, die klar dem Naturalismus zugeordnet werden können, einer Kunstrichtung, die den Realismus auf die Spitze trieb, und im Abstoßenden Größe suchte. Selbst Theodor Fontae bescheinige ihren Werken, dass sie literarisches Neuland geschaffen hätten. Durch ihre Zusammenarbeit und die anfängliche Verwendung von Pseudonymen wie Bjarne P. Holmsen, ist es fast unmöglich zu entscheiden, wer welchen Anteil an den frühen Werken hatte, Zumindest wurde Holz später einer der Hauptvertreter des Naturalismus, wohingegen sich Schlaf nach dem Jahr 1892 von diesem abwandte. Angeblich soll auch Schlafs Nervenleiden auf diesen Identitätskonflikt zurückgehen, der im Jahr 1898, nach Aufenthalten in Heilanstalten, zum endgültigen Bruch mit Holz führte.
Nach dieser schwierigen Phase entstanden neue Werke, und im Jahr 1904 ging Schlaf nach Weimar, wo er sich Naturschwärmereien hingab und neue Ansichten gewann, die einen grundsätzlichen Wandel der Gesellschaft als erstrebenswert erscheinen ließen. Insbesondere die Anzeichen der Dekadenz ließen ihn von einer neuen, gesunden Welt träumen, in der „das starke Menschentum“ religiöse Individualität praktiziere. Deshalb sah er anfangs im Nationalsozialismus genau diesen Wandel eintreten, kehrte ihm dann aber den Rücken und ging 1937 nach Querfurt zurück, wo er die letzten Lebensjahre verbrachte.
Schlafs Werk ist heute weitgehend vergessen, insbesondere sein Drama „Meister Oelze“ (1892) wird aber von der Literaturwissenschaft als unterschätzt eingestuft. Am bekanntesten wurden seine Erzählungen „Neues aus Dingsda“ (1933), die in seiner Heimatstadt angesiedelt sind, wohingegen viele andere Werke keine Leserschaft fanden. Bereits zu Lebzeiten wurde ihm ein erstes Denkmal, die Johannes Schlaf-Linde, gestiftet.