Von einer grausamen und zugleich zeittypischen Hinrichtung soll das Sühnekreuz in Kirchdorf erzählen, das sich nahe der Kirche an der Durchgangsstraße befindet. Es ist 58 Zentimeter hoch, 39 Zentimeter breit und 20 Zentimeter dick. Die beigegebene Tafel berichtet:
Hier wurden 1525 zwei
namentlich unbekannte
Bauern enthauptet.
Es steht demnach – wie zum Beispiel auch das Sühnekreuz in Groß-Osterhausen – im Zusammenhang mit dem Deutschen Bauernkrieg, der auch Mitteldeutschland im genannten Jahr schwer erschütterte. Im ungleichen Kampf der Bauern gegen die militärische Übermacht der Adelshäuser wurden immer wieder auch Exempel statuiert, um eine abschreckende Wirkung zu erreichen. Bei den beiden Geköpften soll es sich um zwei Anführer der Bauernrotten handeln. Diese gehörten damit zu dem nordöstlichen Aufstandsgebiet, das – leicht isoliert vom Rest der Aufstände – den Raum zwischen Halle und Weißenfels nach dem 30. April 1525 erfasste.
Die Namen der Toten sind nicht ermittelt, wenngleich laut Walter Saals Standardwerk zu den Steinkreuzen des Bezirks Halle der Schriftsteller Paul Burg 1923 zwei Namen in Umlauf brachte. Auch muss hier der Kontext hinterfragt werden, da Sühnekreuz Reue der Täter voraussetzen, die im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg nicht anzunehmen ist. Vermutlich handelt es sich daher eher um ein Denkmal für die beiden, denen recht sicher die Beerdigung auf dem Friedhof selbst verweigert wurde.
Die beiden Steine werden bereits in der Vulpiusschen Chronik (1700) erwähnt und hier heißt es, dass Hans von Thune, der fürstliche Hauptmann, in Kirchdorf zwei und in Spergau drei Bauern köpfen ließ, und das auf den Steinen Mistgabeln, Äxte u. ä. eingraviert wurden. Zudem heißt es dort, das sie „an die Wege begraben“ wurden. Dies unterstreicht wohl den demonstrativen Aspekt.