Während Stolpersteine in den Städten in teilweise so großem Umfang zu finden sind, dass sie für uns nicht zu bewältigen sind, sind sie im ländlichen Raum recht selten. Das liegt zum einen daran, dass die ersten Stolpersteine primär den jüdischen Opfern gewidmet waren, der Fokus erst später auf weitere Opfergruppen erweitert wurde. Diese jüdischen Opfer waren aber vor allem in den Städten zu beklagen, da auf dem Land mit wenigen Ausnahmen wie Gröbzig (Anhalt) kaum die Möglichkeiten für jüdisches Leben gegeben waren. Zum anderen liegt es aber daran, dass einigen der Opfer auch schon früher individuell gedacht wurde, etwa den kommunistischen Widerstandskämpfern (z. B. in Querfurt: Otto Dietrich), in Städten teilweise auch der Geistlichen (z. B. in Halle).
Mittlerweile individualisieren Stolpersteine aber auch das Leid anderer Opfergruppen. So gibt es zunehmend Stolpersteine für Sinti und Roma, für Opfer von Euthanasie und eben auch für Geistliche, die sich nicht mit dem nationalsozialistischen System abfinden wollten. Ein solcher Fall liegt in Oberschmon bei Querfurt vor, wo des Pfarrers Albert Mielke, geboren 1895, mit den Worten „im christlichen Widerstand in Oberschmon ermordet 2.11.1933“ gedacht wird. Nach der Enthüllung eines Denkmals in Naumburg im Jahr 2009 folgte dieser Stolperstein in dem Dorf, in dem er nur anderthalb Jahre lebte.
Der aus Pommern stammende Mielke hatte in Halle begonnen Theologie zu studieren, als der Erste Weltkrieg (1914-1918) ausbrach, zu dem er einberufen wurde. Danach beendete er sein Studium und war im Harz und bei Zeitz als Pfarrer tätig. Im Jahr 1932 kam er, verheiratet und Vater zweier Kinder, nach Oberschmon. Mielke, der sich weigerte, politische Vorträge im kirchlichen Rahmen zu halten, hatte sich wenige Monate vor seinem gewaltsamen Tod mit dem Ortsgruppenführer der SA (Sturmabteilung der NSDAP) angelegt, der ihm daraufhin offen gedroht hatte. Obwohl ein Mord offensichtlich war, wurde der Tod als "Unfall" deklariert.