Dem Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) wurde ähnlich große Verehrung zuteil wie dem Kaiser Wilhelm I. (1797-1888), der selbst um den starken Einfluss Bismarcks auf die Politik des Deutschen Reiches wusste. Während Wilhelm I. oft mit Reiterdenkmalen geehrt wurde, schuf man für Bismarck recht viele Aussichtstürme. Im Umkreis von Halle finden sich solche zum Beispiel in Weißenfels oder auf dem Petersberg.
In Wettin entstand im Jahr 1905 auf dem Großen Schweizerling, einer Porphyrkuppe, ein Bismarckturm aus Porphyrsteinen, dessen Formen stark an norddeutsche Stadttore, insbesondere an die von Stendal erinnern. Er ist 21 Meter hoch und daher eine der Dominanten des Stadtbilds und der Umgebung. Der Plan eines Denkmals wurde 1899 ersonnen und sah anfangs Feuerschalen auf zwei Ecken vor. Die Umsetzung wurde im Jahr 1904 begonnen, allerdings nun nicht mehr nach der Idee von Theodor Hülßner sondern eine abgewandelte von Albin Conrad, da man wegen der benachbarten Bäume eine zu große Gefahr durch Befeuerung sah. Finanziert wurde er unter anderem mit Geldsammlungen und Konzerten.
Seit der Eröffnung erlebte das Denkmal eine wechselvolle Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es im Jahr 1950 in einen "Friedensturm" umgewidmet. Damit verschwanden auch alle Hinweise auf Bismarck, die erst 1992 wieder angebracht wurden. Dazu zählt auch die Inschrift:
Wir Deutschen
fürchten Gott sonst
nichts in der Welt
Zudem trägt der Turm sein Erbauungsjahr ("AD 1905") und seit 2005 auch wieder das Medaillon, das ihn zuvor bereits von 1930 bis in den Zweiten Weltkrieg hinein den Turm geziert hatte. Er öffnet zwischen April und Oktober an jedem Wochenende, wobei es einige von Ausnahmen gibt. Am einfachsten erkennt man es an der Hissung der grün-weißen Fahne, ob er geöffnet ist oder nicht. Zudem wurde im Jahr 2015 das Bogenmuseum hier untergebracht.