Spätestens seit im 18. Jahrhundert künstliche Ruinen aufkamen, muss man in der Beurteilung von Bauwerken und Denkmälern besonders vorsichtig sein. Nicht alles, was auf den ersten Blick alt wirkt, entpuppt sich bei Prüfung auch als echt. Das gilt nicht nur für Städte oder Parkanlagen, antikisierende Säulen oder Obelisken in Städten, sondern selbst für kleine und relativ abgeschiedene Dörfer wie Köchstedt. Auf den sogenannten Hämischen Höhen und der Hölle befindet sich nordwestlich des Ortes ein Kasernengelände, das mittlerweile umgestaltet wurde. An dessen Südostecke, also zwischen Ort und Kaserne, steht ein Hünengrab, das aber in Wahrheit keines ist, wie der Heimatforscher Erich Scherer herausfand. Er kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei der lauschigen Anlage mit zwei großen Bäumen und einer kleinen Zugangstreppe um eine nationalsozialistische Kultstätte handelt, die in den 1930er Jahren errichtet wurde.
Megalithgräber wie das hier imitierte, sind für die Gegend südlich des Petersberges ohnehin untypisch, finden sich zwar noch in Anhalt, etwa in Wulfen, Schortewitz oder Drosa im Kreis Anhalt-Bitterfeld, aber eben nicht auf den höher gelegenen Landstrichen südlich davon. Hier, in der vom Saalekreis eingenommenen Gegend sind prähistorisch eher Grabhügel und Menhire typisch. Auch deshalb ist diese Anlage auffällig. Schaut man genauer hin, sieht man, dass die verwendeten Steine gar nicht wie bei Megalithgräbern aufeinander gestapelt sind, sondern eher zusammengefügt wirken.
Neuere Forschungen von Mike Leske, die 2014 im Amtsblatt „Würde-Salza-Spiegel“ veröffentlicht wurden, haben ergeben, dass es sich bei der Anlage um ein Kriegerdenkmal handelt. Seiner Darstellung nach wurden für das Pseudo-Hünengrab auch Steine eines Steinkistengrabes verwendet, welches 1925 nördlich von Köchstedt ausgegraben wurde. Da man es als Scheingrab deutete, fand man die Bezugnahme zu den in der Ferne gefallenen Soldaten stimmig und errichtete daraufhin im Jahr 1934 eine neue Anlage, die anders zusammengesetzt ist als das Original, wodurch der uneinheitliche Eindruck entsteht und was auch die Treppenanlage und die Baumpflanzungen weit besser erklärt als eine wie auch immer geartete Kultstätte, für die gar nicht der sonst übliche großzügige Platz vorhanden ist.
Dass es sich dabei um einen „fehlerhaften Wiederaufbau“ und „Mängel der Konstruktion“ handelt, wie Leske annimmt, ist eher unwahrscheinlich. Vielmehr passt das Aussehen in das Weltbild der Zeit, indem es ein Steinkistengrab zu einem Hünengrab umdeutet. Völlig zu recht verweist er auf die norddeutschen Kriegerdenkmäler in eben jenen archaischen Formen der Megalithgräber. Ungewöhnlich ist das Fehlen typischer Elemente eines Kriegerdenkmals: Weder eine Gedenktafel noch eine irgendwie auf den Kontext verweisende Zeichensprache (z. B. ein Eisernes Kreuz, der Eichenkranz oder ein Soldatenhelm) finden sich heute an dem Denkmal. Diese finden sich vielmehr an der Gedenkstätte für den Ersten Weltkrieg, die sich westlich der Kirche befindet.